Schiffsrenovierung
Der Stegbau
Der Verein konnte die "Tutzing" im Frühjahr 1998 von der bayerischen Seenschifffahrt für einen symbolischen Kaufpreis von 1.- DM erwerben. In Vorbereitung dieses Ereignisses hatte sich der Verein intensiv mit der Planung eines Steges befasst, an dem die "Tutzing" ihren Liegeplatz als Museumsschiff finden sollte. Im Winter 1997/98 fuhren Vereinsmitglieder in das Leutaschtal in Tirol, um dort die besten Lärchenstämme für den Stegbau auszusuchen. Die Pläne für den Steg erstellte die Firma "Carpe Diem, Yacht Design" in Feldafing am Starnberger See. Der Verein ließ die Lärchenstämme nach diesen Plänen in dem Sägewerk in Habbach (Murnau) zurechtschneiden. Im Sommer 1998 rammten die Vereinsmitglieder die Pfosten für den Steg in den See und fügten die zugeschnittenen Lärchenbretter zu einem stabilen Steg von beinahe 40 m zusammen. Im November 1998 konnte der Verein den Steg mit einem Fest an Bord der "Tutzing" einweihen.
Die Renovierung der Außenhaut
Im Frühjahr 1999 stellte die Bayerische Seenschifffahrt dem Museumsschiffverein in äußerst großzügiger Weise ihre Helling in Starnberg zur Verfügung, um die Außenhaut des Schiffes zu entrosten und mit einem neuen Anstrich zu versehen. Die Vereinsmitglieder schliffen in ihrer Freizeit und vielen Urlaubstagen eifrig den Rost von einigen Betriebsjahren vom eisernen Kleid des Schiffes und trugen neue Farbschichten auf.
Die "Tutzing" erstrahlte nun wieder in einem schönen Weiß. Nachdem die "Tutzing" im Sommer 1999 wieder am Steg fest vertäut worden war, gingen die Renovierungsarbeiten an Bord der "Tutzing" mit Arbeiten an den Decks, der Reling und Restarbeiten am Steg weiter.
Der Elektro-Anschluss
Im November 1999 begann der Verein mit Hilfe eines Mini-Baggers mit den vorbereitenden Grabungen für die Verlegung der elektrischen Anschlussleitungen. Es mussten insgesamt mehr als 250 m Leitung bis zum nächsten Übergabepunkt der Isar-Amper-Werke verlegt werden. Die Grabungsarbeiten im morastigen Uferbereich waren besonders schwierig und mussten größtenteils von Hand durchgeführt werden.
Da die Leitungen auf ein bewegliches Schiff geführt wurden, war der Verein gezwungen, drei Sicherungskästen zu setzen. Der letzte Sicherungskasten verbindet dann das Schiff mittels einer elastischen Übergabepeitsche.
Nach Überprüfung des bordeigenen Netzes erstrahlte die "Tutzing" im Frühjahr 2000 wieder im Glanz der eigenen Bordbeleuchtung.
Der Abwasseranschluss und die Trinkwasserzuführung
Der Abwasseranschluss bedurfte sorgfältiger Planung und ebenso sorgfältiger Ausführung, da unbedingt verhindert werden muss, dass Abwässer in den Starnberger See gelangen können. Der Übergabepunkt in den Ringkanal, der die See-Gemeinden an die Abwasserkläranlage anschließt, war schnell lokalisiert, da in ca. 180 m Entfernung eine Pumpstation mit gemeindeeigenen Toiletten besteht. Von diesem Übergabepunkt mussten wir dann einen Graben bis ca. 30 m entfernt vom Ufer herstellen. Von dort konnten wir einen alten Tagwasserkanal, der direkt unter unserem Steg in den See mündet, nutzen und die Leitung hindurchschieben. Aus dem Tagwasserkanal-Austritt ist die Abwasserleitung am Seegrund bis unter das Schiff geführt und am südseitigen Befestigungs-Pfosten zum Schiff hochgeführt.
Die gleiche Aktion führten wir mit der Trinkwasserleitung durch, mit dem Unterschied, dass diese Leitung an einem nordseitigen Befestigungs-Pfosten vom Seegrund zum Schiff hochgeführt ist. Die technischen Schwierigkeiten beim Herstellen des Grabens in einem sumpfigen Untergrund und beim "Durchschieben" der Leitungen durch den Tagwasserkanal waren enorm und nur mit hohem Einsatz der (wenigen) aktiven Vereinsmitglieder zu schaffen. Nur um einmal ein Beispiel zu geben: Das "Durchschieben" der Leitungen nahm ca. 2 Wochen in Anspruch! Aber schließlich waren auch diese Arbeiten im Sommer 2000 beendet.
Die Installationen auf dem Schiff
Das Schiff verfügte zwar über einen Abwassertank und einige Anschlüsse zum Leerpumpen dieses Tanks, jedoch fehlten eine Pumpe sowie brauchbare Abwasserleitungen. Der Verein musste daher eine Abwasserpumpe installieren, die die anfallenden Abwässer aus dem Schiff hinausbefördern kann. Nach langen Überlegungen, die natürlich von finanziellen Gegebenheiten dominiert wurden, entschloss sich der Verein, die technisch aufwändige Variante einer leistungsstarken Pumpe mit einer vollautomatischen hydro-pneumatischen Steuerung zu installieren. Diese Pumpe läuft wartungsfrei und muss – ganz besonders wichtig bei der geplanten Schiffsnutzung – nicht von Hand bedient werden. Mit Hilfe eines befreundeten Installateurs machten sich vier Vereinsmitglieder an die komplizierten Installationsarbeiten und konnten einen ersten Probelauf im September 2000 feiern. Bis zum Dezember 2000 gelang es dann einer kleinen Crew, sämtliche weiteren Installationsarbeiten sowie die Heizungen der Abwasser- und Frischwasserleitungen fertig zustellen.
Die Renovierung der Sanitärräume
Die durch die Witterung verrotteten Holz-Fensterrahmen wurden herausgenommen. Vereinsmitglieder schweissten wetterfeste Metallrahmen, die neue Gläser erhielten. Die Außenwände wurden bis auf die blanke Metall-Aussenwand entfernt. Anschliessend wurden dieAussenwände mit neuem Rostschutz versehen und isoliert sowie im Trocken-Bau neu aufgebaut. Elektroanschlüsse für Beleuchtung, Handtrockner und Heizung bzw. Frostwächter wurden verlegt. Die Abflüsse der Waschbecken, die bis dahin noch in den See geleitet wurden, wurden zusammengefasst und in den Abwassertank eingeleitet. Die Wände sind mit Glasfaser-Tapeten verkleidet und mit abwaschbarer Latexfarbe gestrichen worden. Nach wochenlanger Arbeit auf engstem Raum standen nun zwei hervorragend hergerichtete Toiletten den Gästen an Bord der "Tutzing" zur Verfügung.
Die Einrichtung der Kombüse
Die bereits vorhandene Arbeitsflächen sind erweitert worden. Weitere Wasseranschlüsse für ein zweites Spülbecken, ein Handwaschbecken und für eine Spülmaschine wurden eingebaut. Da die elektrischen Installationen nur für eine kleine Bordkombüse ausgelegt waren, haben wir die Leitungen und Absicherungen erheblich umbauen müssen, um eine moderne Bistro-Küche mit der notwendigen Leistung zu versehen. Die Wände im Bereich der Arbeitsflächen sind nunmehr aus Edelstahl und die Wände und Decke sind mit abwaschbarer Latexfarbe abgedeckt. Um Platz zu sparen, wurde die Küchentür in eine Schiebetür umgebaut. Alle Abwasserleitungen wurden zusammengeführt und in den Abwassertank eingeleitet. Ein zweites Spülbecken, Gefriertruhe, Kühlschrank, Dunstabzugshaube, und Geschirr-Spülmaschine wurden eingebaut. An den Wänden hängen jetzt Edelstahlschränke und Regale. Um die Küche mit dem notwendigen Warmwasser zu versorgen, installierten wir im Maschinenraum einen modernen Elektroboiler. Wir sind stolz darauf, die sehr kleine Kombüse trotz der Platzbeschränkung in eine moderne, leistungsfähige Gastronomie-Küche verwandelt zu haben.
Einbau der Theke
Im Eingangsbereich des Schiffes vor der Kombüse konstruierten wir eine moderne Ausgabetheke, in der Platz für Kühlschränke, Geschirrspüler, Spülbecken Handwaschbecken, Kaffeemaschine sowie für eine Registrierkasse geschaffen wurde. Wir konnten wegen des beschränkten Raumes dabei auf keine Fertigteile zurückgreifen, sondern mussten die gesamte Theke selbst schreinern. Dabei wurde speziell darauf geachtet, dass der geringe Platz, der für die Theke zur Verfügung steht, optimal genutzt wird.
Die Eröffnung des Bistros
Im Sommer 2001 war es dann endlich soweit. Die "Tutzing" wurde, nach jahrelanger schweißtreibender und technisch anspruchsvoller Arbeit, ohne Mängel von den Behörden abgenommen. Seit dem 27. Juli ist die "Tutzing" für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Öffentlichkeit hat das Schiff und seine Einrichtungen sehr gut angenommen. Im warmen August genossen unsere Besucher bis in die späten Abendstunden die offenen Decks der "Tutzing". In der kleinen Kombüse zaubert unser Wirt verschiedene Gerichte für die Gäste, die seither das Schiff besuchen. Die "Tutzing" ist nun bei gutem Wetter von Mai bis Oktober von Dienstag bis Sonntag ab 11:00 Uhr geöffnet.
Wie wird es weitergehen?
Nachdem es uns nunmehr gelungen ist, die notwendige Infrastruktur an Bord herzurichten, kommt jetzt als weitere Aufgabe, das Schiff für das Publikum attraktiv zu erhalten. So stellte es sich sehr schnell heraus, daß die Freidecks zwar gut angenommen wurden, jedoch bei starker Sonneneinstrahlung oder leichtem Regen einfach zu ungeschützt sind. Der Verein hat daher über das Hauptdeck einen hohen Sonnen- und Regenschutz fest installiert, unter dessen Dach die Besucher sich wohl fühlen.
Nach den ersten erfolgreichen Versuchen mit Jazz-Matineen und Kabarett-Abendveranstaltungen hat der Verein das Achterdeck mit einem Bühnenboden versehen und ein variables Dach darüber installiert. Ab 2003 konnten wir damit eine richtige kleine Open-Air-Bühne auf der "Tutzing" errichten.
Und dann ist da ja noch die "Tutzing" selber. Sie will ständig gepflegt, gewartet und repariert werden. Es kommen immer neue Aufgaben und Herausforderungen jeglicher Art auf uns zu (Malerarbeiten, Schreinerarbeiten, Elektroinstallation, Schweißarbeiten, gestalterische Tätigkeiten und Vieles mehr).
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